O schaurig ist’s übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und singt,
O schaurig ist’s übers Moor zu gehn,
Wenn das Röhricht knistert im Hauche! […]
Annette von Droste-Hülshoff (1842)
Das Goldenstedter Moor als außerschulischer Lernort im Sachunterricht
So wie in dem Gedicht „Der Knabe im Moor“ von Annette von Droste-Hülshoff, wird das Moor auch gegenwärtig noch häufig als geheimnisvoller und zugleich faszinierender Ort dargestellt. Eine solche ästhetische Zugangsweise kann Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit dem Lebensraum „Moor“ im Sachunterricht sein. Um Schüler/innen mit allen Sinnen an den Lebensraum heranzuführen und auf die Besonderheiten aufmerksam zu machen, eignet sich eine Exkursion ins Moor.
Das Sachunterrichtsseminar II erkundete daher kürzlich im Rahmen eines 3,5-stündigen Schulprogramms das Goldenstedter Moor, welches seit 1987 unter Naturschutz steht, und untersuchte seine Eignung als außerschulischen Lernort für das Fach Sachunterricht.
Zu Beginn konnten die Lehreranwärterinnen in einer 90-minütigen Fahrt mit der Moorbahn durchs Goldenstedter Moor das Moor als Ökosystem erleben und die verschiedenen Moorstadien, alte bäuerliche und industrielle Torfstiche sowie unberührte Moor- und Renaturierungsflächen erkennen. Die Begleitung durch Herrn Wohlfahrt ermöglichte eine vertiefende Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Moorlandschaften sowie den unterschiedlichen Tier- (z. B. Moorbläuling und Moosjungfer) und Pflanzenarten (z. B. Torfmoos, Wollgras, Moosbeere und Sonnentau) eines Moores.
Im Anschluss daran beschäftigten sich die Lehreranwärterinnen auf einem 800 Meter langen Moorerlebnispfad mit dem Aufbau, der Entwicklung, der Gefährdung, der Nutzung und den Formen der Regeneration des Hochmoores.
Abschließend wurde mit vereinten Kräften eine Torfprobe entnommen und gestochener Torf im Labor auf seine Bestandteile hin untersucht. Im Moortunnel konnten die Lehreranwärterinnen zudem in die „Unterwelt des Moores“ eintauchen und etwas über das Schicksal von Jan Spieker erfahren, der 1828 im Moor versank und erst 150 Jahre später gefunden wurde.
Am Ende waren sich die Lehreranwärterinnen einig: Das Goldenstedter Moor eignet sich hervorragend als außerschulischer Lernort im Sachunterricht, um unterschiedliche Kompetenzen in den Perspektiven „Raum“, „Natur“ und „Zeit und Geschichte“ zu erweitern. Die Veränderung des Landschaftsbildes und der Rückgang, gar Verlust, des natürlichen Lebensraums, u. a. durch intensive landwirtschaftliche Nutzung und jahrhundertelange Torfgewinnung, machte zudem deutlich, dass der mehrperspektivische Einblick die Basis für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem gefährdeten Lebensraum „Moor“ bildet (BNE).
Text: Claudia Gerdes